13. Oktober 2016

Asia Bibi: Das Oberste Gericht verschiebt den Prozess

Das Oberste Gericht Pakistans hat den Prozess der zum Tode verurteilten Christin Asia Bibi erneut verschoben. Dies, weil einer der drei Richter sich weigerte, den Fall zu beurteilen. Ein neuer Gerichtstermin ist noch offen.

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Der Termin für die Verhandlung des Falls Asia Bibi vor dem Obersten Gericht in Pakistan wurde verschoben. Die wegen Blasphemie erstinstanzlich (2009) und vom Berufungsgericht (2014) zum Tode verurteilte Christin befindet sich seit mehr als sieben Jahren im Gefängnis, wo sie auf den Prozess vor dem Obersten Gericht in Islamabad wartet. Dieser hätte am 13. Oktober 2016 stattfinden sollen.

Doch einer der drei Mitglieder des Richtergremiums, Iqbal Hameed-ur-Rehman erklärte, er sei nicht bereit über den Fall zu urteilen, da er voreingenommen sei. Die Kanzlei des Gerichts hat die Verhandlung aus diesem Grund verschoben. Der Anwalt und Kolumnist Asad Jamal meint jedoch, Rehman habe keine legalen Gründe, sich den Fall Asia Bibi nicht anzuhören.

Asia Bibi selbst war ihrer eigenen Sicherheit zuliebe im Gerichtssaal nicht erschienen. Ashiq Masih, der Vater ihrer zwei Töchter, war jedoch zusammen mit zahlreichen Menschenrechtsaktivisten anwesend. Draussen vor dem Gerichtsgebäude waren 100 Polizisten für die Sicherheit zuständig.

Muslimische Geistliche fordern ihren Tod

Etwa 150 ranghohe muslimische Geistliche der Islamistengruppe «Sunni Tehreek» haben eine Mitteilung herausgegeben. Darin fordern sie, dass Asia Bibi unverzüglich erhängt werden müsse, zusammen mit allen Gefängnisinsassen, die wegen Blasphemie angeklagt sind. Zudem sollten all jene umgebracht werden, die die Blasphemie-Angeklagten in irgendeiner Weise unterstützen.

«Auf eine rasche Lösung gehofft»

«Nun warten wir auf die Bekanntgabe eines neuen Gerichtstermins», so der muslimische Anwalt von Asia Bibi, Saiful Malook. «Diese Verschiebung geschieht unerwartet», betont Joseph Nadeem, der Vormund der Familie der angeklagten Christin. Nadeem war zusammen mit Ashiq Masih im Gerichtssaal. Die genauen Gründe für diesen Entscheid kenne er nicht. Es handle sich um ein überraschendes Hindernis: «Wir haben auf eine rasche Lösung gehofft. Nun müssen wir noch einmal warten, doch wir geben die Hoffnung nicht auf. Wir vertrauen auf Gott und die Justiz.»

Was hat Asia Bibi getan?

Asia Bibi wurde am 14. Juni 2009 von aufgebrachten muslimischen Landarbeiterinnen beschuldigt, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben, nachdem sie sich für ihren christlichen Glauben verteidigt hatte. Die Musliminnen hatten sich zuvor geweigert, Wasser aus Asia Bibis Krug zu trinken, da dieses unrein sei. Die Blasphemie-Anschuldigungen gegenüber Asia Bibi breiteten sich darauf wie ein Lauffeuer aus Die Polizei konnte Bibi bei der Festnahme nur mit grosser Mühe vor einem wütenden Mob schützen, der sie töten wollte. wwm/fi

Reto Baliarda

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Todesstrafe gegen Asia Bibi suspendiert

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