27. November 2018

70 Jahre UNO-Menschenrechtserklärung

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UNO wird 70 Jahre alt. Nach Einschätzung von Habib Malik ist sie «wohl das wichtigste internationale Dokument des 20. Jahrhunderts». Sie ist eine der Grundlagen für die Arbeit von CSI. Der libanesische Historiker kam auf Einladung von CSI nach Zürich.

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Im Dezember 2018 feiert die UNO-Menschenrechtserklärung ihr 70-jähriges Bestehen. Für CSI hat sie eine große Bedeutung: Zusammen mit dem Gleichnis des Barmherzigen Samariters (Lukas 10) und dem Bild des einen Leibs mit vielen Gliedern (1. Korinther 12) bildet sie das Fundament von CSI.

Nicht bindend, aber grosse moralische Kraft

Im Oktober 2018 besuchte der libanesische Professor Habib Malik auf Einladung von CSI die Schweiz. Er hat zur UNO-Menschenrechtserklärung einen ganz besonderen Bezug: Sein Vater Charles Malik schrieb als libanesischer Diplomat den Textentwurf.

«Die UNO-Menschenrechtserklärung ist wohl das wichtigste internationale Dokument des 20. Jahrhunderts», sagte der Geschichtsprofessor. Die größte Errungenschaft der Menschenrechtserklärung liege in ihrer moralischen Kraft, die Menschenrechtler zu Kampagnen wie jene gegen den Kommunismus oder gegen die Apartheit inspiriert habe. Zwar sind die 30 Artikel der Erklärung rechtlich nicht bindend. Sie inspirierten jedoch viele internationale Verträge und Menschenrechtsinstrumente.

Zentral für die Arbeit von CSI ist der Artikel 18 über Religionsfreiheit, der auch das Recht enthält, seinen Glauben zu wechseln. «Mein Vater hat die Wichtigkeit dieses Rechts erkannt, zumal er aus einer Region stammt, in der der Glaubenswechsel nicht einfach ist und in der Apostasie, gemäß Scharia, mit dem Tod bestraft wird.»

«Hervorragender Maßstab» für Menschenrechte

Habib Malik sprach von einer historischen Chance, einer kurzen hoffnungsvollen Phase zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Beginn des Kalten Kriegs, auf deren Nährboden die UNO-Erklärung gedeihen konnte. Es war ein Gemeinschaftswerk: Repräsentanten aus Ost und West, Christen und Muslime – alle hätten mitgearbeitet. In der heutigen polarisierten Welt wäre eine solche Erklärung kaum mehr möglich, glaubt Malik.

Für ihn ist die Menschenrechtserklärung von 1948 «ein hervorragender Maßstab» für Menschenrechte, der auch in Zukunft überprüft – und sogar verbessert – werden kann und muss. n

Morven McLean

Interview mit Habib Malik zur Menschenrechtserklärung ab dem 9. Dez. 2018 auf www.csi-schweiz.ch/ menschenrechtserklärung


 

Habib Malik in Zürich

Habib Malik sprach im Oktober an einem CSI-Anlass zum Thema «Die Groß- und Regionalmächte im Nahen Osten und ihr Einfluss auf den sozioreligiösen Pluralismus». In seinem Vortrag unterstrich er die Bedrohung, die der radikale Islam für die Christen und anderen Minderheiten in der Region darstellt. Trotzdem zeigte sich Malik hoffnungsvoll bezüglich einer amerikanisch-russischen Kooperation zum Schutz von religiösen Minderheiten. Beide Länder seien stark vom internationalen Terrorismus aus dem Nahen Osten betroffen. «Die Förderung von Pluralismus im Nahen Osten wäre eine wirkungsvolle Strategie gegen Radikalisierung.»

Habib Malik hat zum Schicksal der Christen im Nahen Osten breit publiziert. Er ist Autor des 80-seitigen Büchleins «Islamism and the Future of the Christians of the Middle East».

Hier finden Sie die Medienmitteilung zum Referat, den Mitschnitt auf Video und ein Interview der NZZ am Sonntag.

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