Bedroht und angegriffen: CSI-Partner engagiert sich trotzdem weiter für die christlichen Opfer

Menschenrechtsanwalt Solomon Dalyop Mwantiri aus dem zentralnigerianischen Jos prangert die Verbrechen von Fulani-Islamisten an Christen öffentlich an und zieht die Verantwortlichen zur Rechenschaft. Auf den mutigen CSI-Partner wurden deshalb Attentate verübt.

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Die andauernden Übergriffe von muslimischen Fulani-Extremisten auf wehrlose Christen in Zentralnigeria verursachen unbeschreibliches Leid. Tod, Verwüstung, Landraub und gewaltsame Vertreibung gehören bei den Opfern zur Tagesordnung. Der christliche Menschenrechtsanwalt Solomon Dalyop, Geschäftsführer des CSI-Partners «Emancipation Centre for Crisis Victims in Nigeria (ECCVN)», ist tief bestürzt.

Juristischer Kampf gegen Windmühlen

Was ihm vor allem zusetzt, ist, dass die Gewalttäter strafrechtlich kaum belangt werden. «Nur selten kommt es zu Verhaftungen, und die wenigen Festnahmen werden immer ohne Voruntersuchung in die Hauptstadt Abuja verlegt, woraufhin die Verdächtigen ohne Gerichtsverhandlung wieder freigelassen werden. Das ermutigt die Angreifer, damit zu prahlen, dass sich ihnen niemand widersetzt», erklärt er.

Beispiele, die diesen Missstand untermalen, hat Solomon zur Genüge erlebt. Nur allzu gut erinnert er sich an Kangyang James. Die junge Frau aus Rim (Bundesstaat Plateau) wurde von zwei Fulani-Viehhütern wiederholt vergewaltigt. Solomon leistete Rechtsbeistand für sie. Zwar wurden die Täter zunächst verhaftet. Doch der Fall wurde vom zuständigen Richter abgewiesen, weil das Opfer am Gerichtstermin ein Baby zur Welt brachte und deshalb nicht vor Gericht erscheinen konnte.

Solomons beharrlicher Einsatz für christliche Opfer islamistischer Übergriffe fordert einen hohen Preis. Schon mehrmals entging er knapp einem Tötungsversuch durch Fulani-Islamisten. So auch, als er vor einiger Zeit das zentralnigerianische Dorf Jol während eines Überfalls aufsuchte. «Die Schüsse der Angreifer verfehlten mich haarscharf und schlugen zwischen meinen Beinen ein.»

Solomon Dalyop wird immer wieder bedroht, sowohl von Fulani-Islamisten als auch von Sicherheitskräften und Politikern. «Ich solle nicht mehr über die Angriffe berichten, da dies die Fulani als ethnische Gruppe kriminalisieren würde».

Erst kürzlich, am 26. Januar 2021, konfrontierte ihn ein Fulani auf dem Polizeiposten in Riyom mit der Frage, ob er der einzige Anwalt im Bundesstaat Plateau sei, der sich pausenlos auf sie stürzen würde.

Angst zermürbt ihn fast

Für Solomon steht ausser Zweifel: «Es geschieht nichts, ohne dass Gott es zulässt.» Gleichwohl setzen ihm die Drangsalierungen enorm zu. «Ich lebe in ständiger Angst und gelange an meine psychische Belastungsgrenze.» Wohin er sich auch begibt, wird er überwacht. Auch seine Familie lebt in Unsicherheit. «Ich kann deshalb nicht mehr ruhig schlafen.»

Handkehrum zerreisst es Solomon fast das Herz, anzusehen, wie Menschen getötet, Ernten zerstört und christliche Ländereien nach der Vertreibung durch Fulani-Kämpfer an sich gerissen werden, ohne dass jemand seine Stimme erhebt. «Ich will meine Stimme erheben. Doch ich lebe in Isolation und setze mein Leben aufs Spiel, wenn ich einen Schauplatz besuche, bei dem ein Angriff verübt wurde. Allenfalls kann ich mich verkleidet aus dem Haus wagen.»

Die Demokratie in Nigeria, so Solomon, werde durch religiösen Fanatismus und feindliche Gesinnung gegen unterdrückte Christen beschmutzt. Umso dankbarer ist er für die finanzielle und kommunikative Unterstützung seines tapferen Einsatzes durch CSI. «Ich schätze es sehr, dass CSI hinter meinem Engagement für die bedrängten Christen und meinem humanitären Dienst steht.»

Internationaler Druck wichtig

Trotz der gewaltigen Einschüchterung wird Solomon seinen juristischen Kampf für die christlichen Opfer weiterführen. Deren Leiden könnte verringert werden, wenn die internationale Gemeinschaft Druck auf die nigerianische Regierung ausüben würde, sodass beispielsweise die medizinische Behandlung für Opfer von religiösen Übergriffen von der öffentlichen Hand getragen würde. Zudem sollte durch internationalen Druck die Wiedereingliederung von Binnenflüchtlingen in den betroffenen Dörfern und Gemeinden gefördert werden.

Eine grosse Not sieht der CSI-Partner auch bei gefährdeten Kindern und bei Menschen, deren Hoffnung auf ein Studium durch die Folgen eines Angriffs zunichtegemacht wurden. Diese Menschen sollten mit Stipendien unterstützt werden. Dazu Solomon: «Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist Victor Markus aus Plateau. Er wurde bei einem Überfall von Fulani-Islamisten derart schwer verletzt, dass sein rechtes Bein amputiert werden musste. Victor kämpft leidenschaftlich um die Aufnahme in ein höheres Ausbildungszentrum, um seine Träume zu verwirklichen.»

Reto Baliarda

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