03. Dezember 2015

CSI-Tag im Zeichen der Verfolgung

Christen und andere religiösen Minderheiten werden weltweit zunehmend bedrängt. Dieses Fazit ging aus den Referaten anlässlich des CSI-Tags vom 31. Oktober 2015 mit 200 Besuchern hervor.

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„In den letzten Jahren konnte CSI zusehends mehr Unterstützung für verfolgte Christen leisten“, dankte CSI-Stiftungsratspräsident Herbert Meier zu Beginn den zahlreich erschienenen Spendern und CSI-Freunden. Es sei wichtig, dass CSI als eine der wenigen Menschenrechtsorganisationen zugleich vor Ort humanitäre Hilfe leiste. Ein grosses Ziel sei es, gegen die drohende Vernichtung der Christen nach 2000 Jahren im Nahen Osten Widerstand zu leisten.

Gunnar Wiebalck. CSI-Projektleiter für Pakistan, teilte mit Bedauern mit, dass der eingeladene Redner Pfarrer Latif kein Einreisevisum für die Schweiz erhalten hatte. Die Begründung: Es sei nicht sicher, dass er dann wieder zurück nach Pakistan fliegen würde. „Damit gibt die Schweizer Botschaft indirekt zu, dass die Lage der Christen in Pakistan katastrophal ist.“

Ein bedenkliches Beispiel dafür gab der in der Schweiz lebende Pakistaner Shamoon Masih. Beim Anschlag vom 15. März 2015 auf zwei Kirchen in Lahore konnte nur dank mutigen Türstehern, die die Attentäter festhielten, ein Blutbad von mehreren 100 Toten verhindert werden. „In Pakistan braucht es vor jeder Kirche Türsteher, verdeutlichte Shamoon das Sicherheitsrisiko. Dass eine Muslima , von der Regierung freigesprochen wurde, nachdem sie mit ihrem Auto demonstrierende Christen tötete und verletzte, sei besonders bitter. „Als Muslimiin“, so Shamoons traurige Erklärung, „ist sie berechtigt, Christen zu töten.“

„Ich zweifle sehr daran, dass die christlichen Gemeinschaften in Syrien und im Irak überleben werden“, meinte Projektleiter Dr. John Eibner.  Schon am 30. November 2011 hatte CSI im Hinblick auf den „Arabischen Frühling“ eine Genozidwarnung für den Nahen Osten herausgegeben. „Immerhin haben im Frühling dieses Jahres 60 Nationen eine Erklärung der UNO-Vertreters, Erzbischof Tomasi, unterschrieben, um die Christen im Nahen Osten zu unterstützen.“ Eibner betonte ferner, dass es ein Fehler sei, die Verfolgung der religiösen Minderheiten in Nahost auf den Islamischen Staat zu reduzieren, obwohl dieser massgeblich beteiligt sei. Doch auch die Al-Nusra-Front, die aus der syrischen Stadt Idlib alle Christen vertrieben hat, und die von den USA offiziell unterstützte „Freie Syrische Armee“ gehen gezielt auf Minderheiten los.

Das Eingreifen Russlands in den Syrien-Krieg würden viele Verfolgte als Hoffnungsschimmer bezeichnen, denn dies habe die Diplomatie wieder in Bewegung gebracht. CSI, so Eibner, setzt sich politisch für die verfolgten Christen ein und leistet auch humanitäre Hilfe. «Diese Hilfe löst zwar den Konflikt nicht, ist aber dennoch unsere Pflicht.»

Mit Sorge blickt Eibner auf die globale Veränderung, die der Krieg im Nahen Osten nach sich zieht. „Wir sind nicht weit von der Lage unserer Geschwister im Nahen Osten entfernt“, resümiert er sorgenvoll. In der gegenwärtigen Lage sei für die syrischen Christen Präsident Assad eher das kleinere Übel. Überdies müssten viele der ihm angelasteten zivilen Opfer den Dschihadisten zugeschrieben werden, da sich diese bei den Angriffen der syrischen Armee oft unter der Zivilbevölkerung verschanze.

Christen zunehmend unter Druck

Extra aus Indien angereist kamen die CSI-Projektpartner Pran Parichha und dessen Sohn Ashish. Vor 45 Jahren hatte Pran als Einzelperson die Indian Evangelical Alliance (IEA) gegründet. Seine Arbeit habe Gottes unermesslichen Segen derart erfahren, dass IEA mit heute über 200 Mitarbeitenden ebenso viele Kirchen bauen konnte.

Trotz dieser erfreulichen Entwicklung werde die Lage für die Christen in Indien heute immer prekärer, wie sein Sohn Ashish ausführte. Denn ungeachtet der Tatsache, dass Indien ein kulturell vielfältiges und demokratisches Land sei, habe die Gewalt gegen Christen und in jüngster Zeit in erschreckendem Masse zugenommen. Dazu trage auch Indiens Anti-Konversionsgesetz bei, welches den Religionswechsel enorm erschwere. Dieses Gesetz wurde bereits in sechs Bundesstaaten angenommen und wird von den Hindu-Extremisten als Legitimierung für ihre Gewalt missbraucht. „Diese Extremisten haben zum Ziel, dass Indien mit derzeit 79 Prozent Hindus im Jahre 2020 vollumfänglich hinduistisch sein werde.“

Da die Polizei bei Übergriffen der Extremisten häufig untätig bleibe, würden viele Christen in ständiger Angst leben. Kommt dazu, dass sie oft diskriminiert werden. So dürfen Kinder von Minderheiten häufig keine Schule besuchen. Auch von der erzwungenen Rekonversion zum Hinduismus bleiben sie nicht verschont. Alleine 2015 wurden schon mindestens 4‘000 Christen zwangsbekehrt“, bemerkt Ashish Parichha.

Anders als Christen und Muslime werden de Sikhs und Buddhisten in Indien in Ruhe gelassen. Die Frage eines Besuchers, ob denn die Hindus ebenso wie die Muslime eine Weltherrschaft ihrer Religion anstrebten, wurde vom Referenten bejaht. „In London sind bereits etwa fünf Prozent der Bevölkerung hinduistisch“, gab er zum Abschluss ein Beispiel.

Südsudan – ein langfristiges Ziel der Dschihadisten?

Selbst im seit 2011 neugegründeten und vorwiegend christlichen Staat Südsudan sind die Menschen vor der religiös motivierten Verfolgung nicht sicher. Wie der Projektkoordinator und gebürtige Südsudanese Franco Majok auf einer Weltkarte aufzeigte, möchte die Terrormiliz Islamischer Staat innerhalb der nächsten fünf Jahre unter anderem Majoks Herkunftsland erobern. „Daher sollte Saudi-Arabien nicht mehr finanziell unterstützt werden!“ Zugleich hob er hervor, dass CSI entscheidend zur Gründung des Südsudan beigetragen habe. „Derzeit ist das Land zwar mit vielen Problemen belastet, aber wir sind unabhängig.“.

Reto Baliarda


CSI-Tag in Lausanne

 Am 1. November fand der CSI-Tag 2015 für die Westschweizer in Lausanne statt. Gut 30 Teilnehmende besuchten die Vorträge über Pakistan, den Nahen Osten, Indien und den Südsudan. Die Stimmung war hervorragend. Zudem wurde die Fragerunde lebhaft genutzt und auch nach dem offiziellen Schluss blieben viele (Besucher), um sich mit den CSI-Mitarbeitern sowie den Referenten auszutauschen.

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