28. Oktober 2014

«Das Gewissen der Spender»

Mitte September 2014 wurde unser bisheriger Administrations- und Finanzleiter Stephan Graf pensioniert. Sein Nachfolger ist Thomas Fürst – herzlich willkommen!

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CSI: Du hast jahrelang in der Industrie, im Handel und in der Logistik gearbeitet. Bei CSI beschäftigst du dich mit ganz anderen Gebieten. Wie ist es dazu gekommen?
Thomas Fürst: Nachdem ich viele Jahre im Finanzbereich tätig war, führte ich neun Jahre lang mein eigenes Unternehmen. In den letzten Monaten suchte ich eine Veränderung für den nächsten Lebensabschnitt. Als ich das Stelleninserat von CSI sah, begann ich mich mit dem Gedanken zu befassen, in einer Organisation zu arbeiten, die nicht Gewinnmaximierung anstrebt, sondern ideelle Werte vertritt. 

Aus der Privatwirtschaft zu einem Spendenwerk – das ist schon etwas ganz anderes.
Auf den ersten Blick scheinen sich Finanzplanung und Nichtgewinnorientierung vielleicht zu widersprechen. So groß ist der Unterschied jedoch nicht: In einem Unternehmen ist der Finanzplaner (Controller) das finanzielle Gewissen des Unternehmens, in einer Spendenorganisation ist er das finanzielle Gewissen der Spender. Er muss schauen, dass die Spenden sinnvoll, effizient und nachhaltig eingesetzt werden. In der normalen Finanzplanung geht es um die Gewinnmaximierung, bei uns geht es darum, die Hilfe pro Franken zu maximieren. Das ist eine schöne und sehr befriedigende Aufgabe. Das Geld ist nicht nur da, um es zu vermehren, sondern um effektiv Hilfe zu leisten. Das ist eine ganz andere Ausgangslage.

Was hat dich an CSI besonders angezogen?
Ich bin gegenüber Hilfswerken und sozialen Organisationen allgemein kritisch eingestellt und habe genau abgeklärt, wie CSI arbeitet. Mich überzeugte, dass die Projekte im Vordergrund stehen, nicht die Show oder das Fundraising. Man macht etwas, das wirklich etwas bringt. 

Welche Rolle spielte bei deiner Entscheidung die Tatsache, dass CSI eine christliche Organisation ist?
Die christliche Ausrichtung ist für mich sehr wichtig. Ich wurde katholisch erzogen und ging in eine katholische Internatsschule. Das hat mich stark geprägt. Mein Vater war Organist und engagierte sich stark in der Kirche, mein Onkel war Abt im Kloster Mariastein. – Was mich bei CSI auch überzeugte, ist die Überkonfessionalität, das ist eine wichtige Stärke. 

Du bist Mitglied der Geschäftsleitung. Was ist dir als Chef wichtig?
Weit oben steht bei mir die Loyalität. Ich will gegenüber meinen Mitarbeitenden und der Geschäftsleitung loyal sein und erwarte umgekehrt auch deren Loyalität. Das ist sehr wichtig für ein gutes Arbeitsklima. Dass man offen und ehrlich miteinander spricht und nicht hinten herum.
Auch eine gute Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen ist mir wichtig, dass wir uns jeden Tag darum bemühen. Gartenhag-Denken hat nirgends Platz, erst recht nicht bei CSI. 

Was ist dir bei deinen Unterstellten besonders wichtig – neben der Loyalität?
Ich schätze kritische Mitarbeitende, Leute, die Ideen haben, sich einbringen. Leute, die motiviert sind, etwas zu leisten, zu verändern. 

Nach fast drei Monaten bei CSI: Was tust du besonders gerne?
Für mich speziell spannend sind die Projektabrechnungen. Ich denke gerade an die Abrechnung aus dem Südsudan. Unser Projektkoordinator, Franco Majok, brachte mir von seiner letzten Reise Dutzende von Belegen, die dann abgerechnet werden müssen. Das bringt mich sehr nah an die Projekte heran. Es ist sehr befriedigend, zu sehen, was über zwei Jahrzehnte aufgebaut wurde. Gerade die Ziegen, die die befreiten Sklaven erhalten – das ist Hilfe zur Selbsthilfe, genau wie ich es mir vorstelle. Schon als Bub hat mich der Spruch beeindruckt: „Gib einem Armen einen Fisch, und er wird einen Tag zu essen haben. Lehre einen Armen fischen, dann wird er immer genügend zu essen haben.“ Das finde ich ganz entscheidend bei CSI: Wir bringen nicht einfach Geld und erzeugen eine Erwartungshaltung. Wir geben den Leuten effektiv die Möglichkeit, sich selber zu helfen und selbstständig leben zu können. 

Gibt es Dinge, die du in deiner Zeit bei CSI erreichen möchtest?
Eines meiner Ziele ist es, die administrativen Abläufe zu vereinfachen, jeder soll sie verstehen und die richtigen Infos müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Das ist mir ein wichtiges Anliegen. Es ist gar nicht so einfach zu erreichen, man muss  wirklich täglich daran arbeiten. 

Du hast ein recht außergewöhnliches Hobby: reiten. Was bedeutet dir das?
Reiten ist ein wunderbarer Ausgleich zur Arbeit. Ich liebe das Reiten mit Kollegen in der freien Natur. Als ich zum ersten Mal auf einem Pferd saß, war ich 20. Seither hat es mich nicht mehr losgelassen. Reiten ist eine sehr gute Lebensschule. Der Umgang mit einem Pferd ist nicht ganz einfach und macht einen manchmal auch wirklich demütig: Man kann nichts erzwingen. Alles ist auf gegenseitigem Respekt aufgebaut. Man muss lernen, geduldig zu sein.

Adrian Hartmann

 


 

Zur Person

Thomas Fürst, Jahrgang 1959, stammt aus Trimbach im Kanton Solothurn. Nach der Matur an einem katholischen Gymnasium in Altdorf, Kanton Uri, studierte er in Basel Wirtschaftswissenschaften. In der Vergangenheit arbeitete er als Geschäftsführer in einem Industriebetrieb und als Finanzverantwortlicher (CFO) in der Logistik, im Handel und in der Industrie. Bei CSI hat er im September 2014 die Leitung der Administration und der Finanzen übernommen; er ist Mitglied der Geschäftsleitung. Thomas Fürst wohnt mit seiner Frau und seinem Sohn im Zürcher Weinland.

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