14. März 2014

Ehemaliger Präsident des Libanon: «Pluralismus im Nahen Osten in der Krise»

Amin Gemayel, ehemaliger Präsident des Libanon, warnte am Donnerstag im Rahmen der CSI-Vortragsreihe «Zukunft religiöser Minderheiten im Nahen Osten» vor einer «Krise

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«Der wachsende religiöse Extremismus bedroht alle Gemeinschaften, die nicht zur Mehrheitsgesellschaft gehören», sagte Amin Gemayel. Davon seien Drusen, Schiiten, Alawiten oder Bahai ebenso betroffen wie Sunniten, die in von Schiiten dominierten Gegenden leben. Besonderes Augenmerk legte Gemayel auf das Schicksal der Christen, die – so Gemayel – in einem «Exodus biblischen Ausmasses» den Nahen Osten verlassen. Auslöser für diese Entwicklung seien beispielsweise die Zerstörung von Kirchen, Angriffe und Morde in Ägypten, Tötungen im Irak und die «blutige Terrorherrschaft ultra-radikaler Islamisten in einigen Gebieten von Syrien».

Syrien: Es braucht eine Verhandlungslösung

Gemayel forderte eine internationale Reaktion auf diese Krise. «Es ist eine absolute Notwendigkeit, den religiösen Pluralismus im Nahen Osten zu schützen», sagte er. Das US-Aussenministerium habe kürzlich die Verfolgung syrischer Christen verurteilt. Jetzt müssten diesen Worten Taten folgen. Allererste Priorität müsse nun eine Verhandlungslösung haben. Es brauche ein gemeinsames Abkommen, das zentrale staatliche Institutionen erhält, aber gleichzeitig die allgegenwärtige Repression beseitigt.

Hoffnungszeichen für den Nahen Osten

Gemayel unterstützt die Forderung von CSI, in den USA und in Europa auf höchster Ebene Arbeitsgruppen zu schaffen, die Strategien ausarbeiten sollen, um Religionsfreiheit und Vielfalt im Nahen Osten zu sichern. Ein «arabischer Marshall-Plan» solle die Region in ihrer Entwicklung hin zur Demokratie unterstützen. Gemayel sieht auch Hoffnungszeichen im Nahen Osten: Er führte ermutigende Initiativen für religiösen Pluralismus auf von König Abdullah von Jordanien, dem Imam der al-Azhar- Moschee Scheich Ahmed al-Tayyeb, Saad Hariri, König Abdullah von Saudi-Arabien und der tunesischen Nationalversammlung. Das «alte, diskreditierte Modell von sozialem Frieden durch politische Diktatur» habe ausgedient – und trotz negativer Entwicklungen: «Der sogenannte Arabische Frühling bleibt eine der hoffnungsvollsten Entwicklungen des frühen 21. Jahrhunderts.»

Weitere Infos 

Amin Gemayel war von 1982 bis 1988 Präsident des Libanon. Er ist der Vorsitzende der libanesischen al-Kataeb-Partei. http://www.aminegemayel.org

Interview von Luciano Ferrari (gedruckt in Tages-Anzeiger, Bund und Berner Zeitung)

Videos und Informationen zu den bisherigen Vorträgen auf: http://www.middle-east-minorities.com

 

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