14. Dezember 2014

Ein Arzt für eine halbe Million Menschen

Am CSI-Tag betonten CSI-Arzt Dr. Luka Deng und Tong Deng Anei, Gesundheitsminister des Bundesstaates Nördlicher Bahr el-Ghazal, die Bedeutung der medizinischen Hilfe in der Region. Diese dient nicht nur den zurückkehrenden Sklaven, sondern auch der einheimischen Bevölkerung.

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Bundesstaat Nördlicher Bahr el-Ghazal – CSI-Einsatzgebiet im Südsudan, gleich an der Grenze zum Norden. Man fährt auf roten Sandstraßen durch schier endloses Buschland, passiert dabei immer wieder kleine Ansammlungen von einfachen Hütten aus Lehm oder Blättern, die um karge, dem Buschland abgetrotzte Felder angelegt sind. Es ist eine einfache und rückständige Gegend. Strom kommt allenfalls aus einem Dieselgenerator, Wasser holt man mit Kanistern aus dem Wasserloch und gegessen wird vor allem das, was man auf dem Feld angebaut hat oder was die karge Tierbewirtschaftung hergibt. Hier wird die Redewendung «Von der Hand in den Mund leben» ganz konkret.

 Ärmste Region des Südsudans

Nach Regierungsangaben ist der Bundesstaat Nördlicher Bahr el-Ghazal mit einer Armutsrate von 76 % der ärmste der 10 südsudanesischen Bundesstaaten. Die Gegend ist durchaus fruchtbar, aber leider sehr extremen Witterungen ausgesetzt. Anders als bei uns existieren nur zwei Jahreszeiten: Regenzeit und Trockenzeit. In der Regenzeit drohen Überschwemmungen, die immer wieder die Behausungen zerstören, die Ernte zunichtemachen und den kärglichen Viehbestand dezimieren. Auch Krokodile wurden in diesen Zeiten schon gesichtet. In der Trockenzeit dräut die bange Frage, ob die eingebrachte Ernte ausreicht, um die Zeit ohne Hunger zu überstehen, oder gar, um nicht zu verhungern. Die klimatischen Bedingungen gepaart mit den schlechten hygienischen Verhältnissen bergen unzählige gesundheitliche Gefahren. Krankheiten und Verletzungen, die bei uns vollkommen unproblematisch wären, kosten hier regelmäßig viele Menschen das Leben.

Medizinische Hilfe dringend nötig

Seit 1995 ist CSI im Sudan vor Ort und verhilft Menschen, die während des Bürgerkriegs als Kriegsbeute in den Norden verschleppt und dort versklavt wurden, zur Rückkehr und zu einem Neuanfang in ihrer angestammten Heimat. Bald nach Beginn der Arbeit war klar, dass medizinische Hilfe ein wesentlicher Beitrag zur Hilfe für die Rückkehrer sein muss. Malaria, Grippe und Tropengeschwüre sind die häufigsten Erkrankungen. Doch auch Hirnhautentzündungen, Parasitenbefall und sogar Lepra sind schon vorgekommen. Dazu sind viele Rückkehrer durch die grausamen Misshandlungen in der Sklaverei versehrt. Narben, schlecht verwachsene Knochenbrüche, verletzte Augen und viel Schlimmes mehr. Auch wenn die körperlichen Schäden in vielen Fällen nicht mehr behoben werden können, so ist es doch gut, dass ein Arzt die Situation der Betroffenen begutachten und Ratschläge geben kann. In manchen Fällen, wenn noch Aussicht auf Hilfe besteht, können die Patienten weiter in die Hauptstadt Juba oder ins medizinisch besser ausgestattete benachbarte Kenia gebracht werden.

Eine Klinik für die Menschen

Seit 2001 ist die Arbeit des in England ausgebildeten Südsudanesen Dr. Luka Deng ein fester Bestandteil des Hilfsprogramms im Südsudan. Am CSI-Tag berichtete er, wie er zunächst unter einfachsten Bedingungen Diagnosen stellte, Medikamente verabreichte und Menschen behandelte. Dank seines engagierten Einsatzes konnten unzählige Menschenleben gerettet werden. Dank der Hilfe von vielen Spendern konnte die medizinische Versorgung aufrechterhalten und ausgebaut werden. Inzwischen wurde eine einfache Klinik eingerichtet, die seit 2012 Anlaufstelle für viele Kranke ist. Die Menschen laufen teilweise mehrere Tage, um Kranke zur Klinik von Dr. Luka zu bringen. Gesundheitsminister Tong Deng hofft, dass der Staat irgendwann ähnliche Kliniken an anderen Orten aufbauen kann. Doch bis dahin bleibt Dr. Luka der einzige Arzt für eine halbe Million Menschen. Umso wichtiger ist es, so Dr. Luka am CSI-Tag, dass die Versorgung der Klinik mit Medikamenten auch weiterhin gewährleistet bleibt. Mit großer Dankbarkeit für die vielen treuen Spenden von CSI-Freunden können wir Dr. Luka zusagen, dass dies auch weiterhin möglich sein wird. Allen, die dieses Projekt mittragen, ein herzliches Dankeschön. 

Benjamin Doberstein

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