22. Dezember 2019

Ein sicheres Zuhause für Opfer von Menschenhandel

Seit sechs Jahren engagiert sich CSI in Indien gegen den Menschenhandel. Ein Schwerpunkt ist die Befreiung von Kindern, die Opfer von Menschenhandel wurden. Für sie eröffneten wir 2019 ein eigenes Schutzhaus. Ein Augenschein vor Ort.

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Was für ein schöner Moment! Wie viele Hürden galt es zu überwinden, wie viel Zeit haben wir investiert von der Planung über die Finanzierung bis zur Realisierung – und jetzt stehe ich davor: das neue Schutzhaus für vom Menschenhandel befreite Kinder. Die ersten sechs Mädchen konnten wir bereits aufnehmen. Insgesamt bietet das Gebäude Platz für 36 Kinder. 36 Kinder, die hier ein neues Zuhause bekommen, wo sie in Liebe und Sicherheit aufwachsen, ihr Trauma verarbeiten, die Schule besuchen und eine Ausbildung erhalten!

Voller Dankbarkeit lasse ich mir von den sechs Mädchen und dem motivierten Personal das ganze Haus zeigen. Später nehmen wir uns Zeit, um mit jedem Mädchen persönlich zu sprechen.

In die Ziegelfabrik verkauft

Asha (Name geändert) ist das zweitälteste von vier Geschwistern. Die Mutter hat ihre Familie verlassen, als Asha noch klein war. Eines Tages kam ein Bekannter der Familie zu Besuch und bot dem überforderten Vater an, Asha eine Schulausbildung zu ermöglichen. Dankbar für dieses Angebot liess der Vater das Mädchen mit dem Bekannten gehen. Dass dieser die Zehnjährige an eine Ziegelfabrik verkaufen würde, hätte er nie gedacht.

Über 14 Monate lang wurde Asha in der Fabrik wie eine Sklavin gefangengehalten. Sie musste fast rund um die Uhr arbeiten, war völlig erschöpft. Sie litt oft Hunger, musste auf dem kalten Fussboden schlafen, wurde häufig geschlagen und regelmässig sexuell missbraucht. Das kleine Mädchen fühlte sich völlig einsam und hatte grosse Angst.

Asha befreit, Menschen­händler verhaftet

Der Vater machte sich mittlerweile grosse Sorgen um seine Tochter. Es gelang ihm nicht, Asha zu kontaktieren. Zudem war der Bekannte plötzlich nicht mehr auffindbar. Er meldete das Verschwinden seiner Tochter bei der Polizei. Weil er der untersten Kaste angehört, kümmerte sich diese nicht um seine Not.

Nach einem Besuch von CSI-Partnern, die in seinem Dorf über die Gefahr des Menschenhandels aufklärten, schöpfte der Vater neue Hoffnung. Über das breite Netzwerk von Vertrauenspersonen konnten unsere Partner den zweifelhaften Bekannten ausfindig machen. Unter grossem Druck gestand dieser schliesslich, wo Asha gefangengehalten wurde.

Unsere Partner nutzten ihre Beziehungen zur Polizei, die das Mädchen befreite und die Täter verhaftete. Asha wurde zu ihrem Vater gebracht. Doch dieser fühlte sich mit seiner traumatisierten, völlig veränderten Tochter stark überfordert. So entschied das CSI-Team, Asha im Schutzhaus aufzunehmen.

Ein berührender Moment

Das Schutzhaus war nötig geworden, weil wir Schwierigkeiten hatten, befreite Kinder sicher unterzubringen. Es herrscht ein gros­ser Mangel an vertrauenswürdigen Heimen. Viele Heime weigern sich, Opfer von Menschenhandel überhaupt aufzunehmen. In anderen ist die Sicherheit nicht gewährleistet; Kinder verschwinden oftmals erneut.

Wir durften mit den Kindern und den Mitarbeitenden zusammen einen glücklichen, wunderschönen Tag verbringen. Der ausdauernde Einsatz aller Beteiligten hat sich gelohnt. Es war ein berührender Moment, Asha und den anderen fünf Mädchen zu begegnen. Sie sind zum Teil noch tief verwundet, aber doch auch sehr dankbar.

Ich freue mich ausserordentlich, diesen Mädchen und weiteren 30 Kindern ein neues Leben zu ermöglichen. Sie haben alle unbeschreibliches Leid erfahren und finden jetzt endlich ein Zuhause. Dies war und ist weiterhin nur möglich dank der grosszügigen Unterstützung vieler Spenderinnen und Spender. Ihnen allen gebührt ein grosses Dankeschön!

Hier können Sie uns im Kampf gegen den Menschenhandel unterstützen.

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