Folgen der Corona-Pandemie in Nepal: Hunger und Verzweiflung

In Nepal ist die Lage wegen des Coronavirus äusserst prekär. Vor rund zwei Wochen wurden die Grenzen zu China und Indien geschlossen. Somit ist der gesamte In- und Export, inklusive Lebensmitteleinfuhr, lahmgelegt worden. Als Folge davon leidet ein Grossteil der Bevölkerung an Hunger. Die CSI-Partner in Nepal werden in den nächsten Tagen Lebensmittel an hungernde Menschen verteilen.

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Nepal ist von der Grenzschliessung zu den Nachbarstaaten und dem Lockdown besonders schlimm betroffen. Hinzu kommt, dass die Zustände in den Spitälern sehr schlecht sind. Im Falle einer raschen Ausbreitung des Virus wären die Krankenhäuser völlig überfordert.

Zu knappes Zeitfenster für den Einkauf

Wegen der beschlossenen Massnahmen zum Schutz vor einer Ansteckung leiden viele Menschen im Land unter einer Nahrungsmittelknappheit und haben kein Einkommen mehr. Die Regierung öffnet jeweils für ein bis zwei Stunden die Sperre, damit die Menschen einkaufen gehen können. Doch dabei ergibt sich unweigerlich eine Menschenmenge vor den Läden, so dass nur ein Bruchteil überhaupt die Möglichkeit hat, etwas einzukaufen. Die Menschen leiden jetzt schon an Hunger.

Wie in vielen anderen Ländern trifft die Ausgangssperre die Ärmsten der Armen am meisten. Für diejenigen, die täglich von der Hand in den Mund lebten und zusätzlich ihre Familien durchbringen mussten, wird die Situation immer prekärer. Was geschieht mit dem Gemüseverkäufer an der Strasse, dem Rikscha-Fahrer, dem Tagelöhner, den Putzfrauen oder auch dem Bauarbeiter? Und wohin sollen die Obdachlosen hin, wenn sie sich draussen nicht aufhalten dürfen? Was sollen die Fabrikarbeiter tun, die innerhalb des Landes in einem anderen Staat arbeiteten, als sie wohnen, und durch den Lockdown sowohl ihren Job verloren als auch durch den Stillstand der Transportmittel nicht mehr nach Hause reisen können?

Es haben sich bereits unschöne Szenen abgespielt, in welchen Polizisten brutal auf Leute eingeschlagen haben, die nur verzweifelt waren und nicht mehr wussten, wohin sie gehen sollten, weil sie nicht nach Hause reisen konnten. Sie alle haben von einem Tag auf den anderen ihre Jobs und ihr ohnehin schon minimales Einkommen verloren. Diese Menschen sind vollkommen auf sich selbst gestellt. Die versprochene finanzielle Hilfe vom Staat werden, wenn überhaupt, nur diejenige erhalten, die ein Kleingewerbe haben oder offiziell als Arbeitnehmer angemeldet sind. Doch die Hundertausende, die sich mit einfachen, informellen Tätigkeiten wie Rikscha-Fahren oder als Tagelöhner über Wasser halten müssen, gehen leer aus.

Pramila und Saroj können ihre Familien nicht mehr ernähren

Schwer betroffen von diesen Massnahmen ist auch die dreifache Mutter Pramila Shreshta aus Lalitpur. Seit zehn Jahren verkauft sie am Strassenrand Gemüse. Mit den spärlichen Einnahmen muss sie ihre Kinder ernähren und Medikamente für ihren kranken, arbeitsunfähigen Ehemann besorgen. Doch nun kann Pramila kein Gemüse mehr verkaufen. Sie macht sich grosse Sorgen, wie sie ihre Familie über die Runden bringen kann. «Ich brauche dringend Hilfe, damit ich Lebensmittel für meine Familie kaufen kann.»

Auch die aktuelle Geschichte von Saroj Yadhav aus Nepalganj ist sehr traurig und zeigt, in welch schwieriger Lage sich der 32-jährige Vater von vier Kindern befindet: «Ich bin sehr arm aufgewachsen. Mein Vater ernährte seine Familie, in dem er Rikschas zog. Nach seinem Tod fing auch ich an, Rikschas zu ziehen. Das wenige Geld, welches ich verdiente, habe ich bis vor kurzem immer gebraucht, um meine Familie zu ernähren und den Schulbesuch meiner Kinder zu ermöglichen. Seitdem vor ein paar Tagen die Ausgangssperre verhängt wurde, kann ich mit dem Ziehen meiner Rikscha kein Geld mehr verdienen. Ich bin in echten Schwierigkeiten. Wie soll ich meine Familie ernähren? Wir haben schon bald nichts mehr zu Essen.»

CSI-Hilfe dank Sonderbewilligung

Mittlerweile erhalten wir fast täglich von unseren Partnern in Nepal, aber auch aus anderen Ländern, in denen CSI tätig ist, herzzerbrechende Geschichten über Menschen, die bereits jetzt schon unbeschreiblich hart von den Konsequenzen der Corona-Pandemie betroffen sind. Die CSI-Partner in Nepal werden in den kommenden Tagen gefährdeten und hungernden Familien wie jener von Pramila oder Saroj behilflich sein und eine Verteilung von Lebensmitteln vornehmen. Sie haben am 27. März 2020 eine Sonderbewilligung erhalten, um auf die Strasse zu gehen und mit den Vorbereitungen der Lebensmittelverteilung vor Ort zu beginnen. Zusätzlich werden dringend benötigte Masken und Desinfektionsmittel besorgt und verteilt.

Durch die allgemeine Ausgangssperre, die in vielen Ländern verhängt worden ist, gestalten sich die Hilfseinsätze schwierig. Doch wir bleiben mit unseren Partnern in Kontakt, um immer wieder für Wege zu suchen, um Menschen in dieser unbeschreiblichen Not zu helfen. Mögen wir alle zusammenstehen, damit wir so vielen Menschen wie möglich helfen können.

Projektleiterin Nepal

Hier können Sie für die ärmsten Opfer der Corona-Pandemie spenden. Vielen Dank!

Weiterer Bericht:

Lockdown in Indien: Menschen fürchten sich vor einer Hungerkrise

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