03. Juni 2017

Gedemütigt und geschlagen

30 Jahre lang lebte Mourter Garang Mourter in der Sklaverei. Dann endlich gelang ihm die Flucht. Der Südsudanese ist CSI unendlich dankbar, dass er heute wieder in seiner Heimat leben kann.

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Mourter erinnert sich, wie er als kleiner Junge an einem sonnigen Tag auf der Straße spielte, als arabische Milizen sein Dorf Rumaker überfielen und Stellungen der Sudanesischen Befreiungsarmee angriffen. Voller Angst rannte der Knabe davon und versteckte sich im Gebüsch. Doch das half nichts. «Die Araber fanden mich, nahmen mich gefangen und banden mich an ein Pferd», erzählt er CSI-Stiftungsrat Markus Weber anlässlich einer der letzten Sklavenbefreiungsaktionen.

An den Weg in den Norden kann sich der Südsudanese nur noch vage erinnern. «Ich weiß aber, dass wir nur jeden zweiten Tag Wasser erhielten.»

Zum Islam gezwungen

Nach mehreren Tagen erreichten sie die Ortschaft Abujabiir im Sudan. Dort wurde Mourter als Sklave an einen Mann namens Yusif Abakar übergeben, der sich fortan um den Knaben «kümmerte». Von diesem Tag an musste Mourter die Ziegen des Sklavenhalters hüten. Der versklavte Junge musste zudem jeden Abend, nachdem er vom Feld zurückgekommen war, in die Moschee gehen. «Das lief mir völlig zuwider. Doch ich hatte keine andere Wahl», bedauert er.

Todesdrohung schreckte ihn nicht ab

30 Jahre lang musste Mourter als Sklave von Yusif immer wieder Demütigungen und Züchtigungen über sich ergehen lassen. Während dieser unendlich langen Leidenszeit wurde er total vernachläßigt, konnte weder eine Schule besuchen noch sich jemals medizinisch behandeln lassen. «Eines Tages rannte ich davon, weil ich es nicht mehr aushielt. Doch mein Sklavenhalter fing mich wieder ein. Dabei schlug er mich erbarmungslos und drohte, mich umzubringen, falls ich es nochmals wagen sollte, zu fliehen.»

Die Todesdrohung konnte den jungen Mann jedoch nicht davon abhalten, einen erneuten Fluchtversuch zu unternehmen. So entschied er im Herbst 2016, wieder zu fliehen. Und diesmal konnte er dem brutalen Sklavenhalter entkommen. Mourter erinnert sich: «Ich hatte zuvor erfahren, dass sich der Sklavenbefreier Osman Bashir im benachbarten Dorf Adiila aufhielt. Ich wusste, dass dies meine Chance war. Zwei Tage und Nächte rannte ich von Abujabiir nach Adiila. Ich hatte großes Glück, dass ich Osman noch antraf. Er nahm mich zu sich und führte mich mit anderen befreiten Sklaven zurück in den Südsudan.»

Alle Sklaven sollen befreit werden

Der überglückliche Mourter ist CSI dankbar, dass er als freier Mann wieder in seiner Heimat leben kann. Er wünscht sich nun nichts sehnlicher, als dass er seine Familie wieder finden kann. Auch hofft er, dass alle seine «Brüder und Schwestern», die noch im Sudan versklavt sind, eines Tages als befreite Menschen nach Hause kommen können.

 

Reto Baliarda 

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