18. Dezember 2014

Geld oder Bub!

Hunderttausende sind vor den Dschihadisten geflüchtet, unter ihnen auch Jumana und Aadil aus Mosul. John Eibner und Adrian Hartmann trafen die Familie in Erbil, Kurdistan.

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Jumana, Aadil und Kadin (alle Namen geändert) sind sich ein Leben in feindlicher Umgebung gewohnt. Sie wohnten jahrelang in Mosul, Jumana arbeitete als Lehrerin, Aadil in einer Fabrik. Schon damals bekam Aadil immer wieder Drohungen. Er wurde gezwungen, ein hohes islamisches Schutzgeld (Dschisia), umgerechnet fast 8000 Franken, zu bezahlen. 

Als der Islamische Staat (IS, damals noch ISIS) im Juni 2014 Mosul überrannte, schien er Sicherheit zu bringen. «Sie entfernten alle Checkpoints und belästigten uns nicht», erinnert sich Jumana. «Anfänglich nannten sie sich einfach «Revolutionäre» und gaben sich nicht als Islamisten zu erkennen.»

Jahrelang gespart – für IS

Bald änderte sich das. Am 18. Juli 2014 stellten die Dschihadisten den Christen ein Ultimatum: Konversion oder Zahlung eines Schutzgelds – sonst bleibe nur das Schwert. Viele Christen flüchteten auf der Stelle. Jumana und Aadil wollten zuerst einmal abwarten, beschlossen aber, ihre Wertsachen zu einem guten muslimischen Freund zu bringen, wo sie in Sicherheit wären.

Sie kamen nie beim Freund an. «Unterwegs überholte uns ein Pick-up mit maskierten IS-Kämpfern», erzählt Aadil. «Als sie sahen, dass meine Frau nicht verhüllt war, stoppten sie uns.» Sie forderten Geld. Aadil behauptete, nichts bei sich zu haben.

Der kleine Kadin erzählt, was danach geschah: «Sie packten mich», stösst er schluchzend hervor, «und sagten: ‹Wenn wir das Geld nicht bekommen, nehmen wir dich mit.›»

Was blieb den Eltern übrig? Sie übergaben alle ihre Ersparnisse, nahmen Kadin und verliessen Mosul als arme Leute. Als wir sie trafen, wohnten sie in einem Schulzimmer in Erbil und hatten nicht viel mehr als die Kleider, die sie trugen. 

Die Not ist gross. In den vergangenen Wochen haben mehrere tausend Flüchtlinge CSI-Hilfe erhalten.

Adrian Hartmann

 


Wir müssen weiter sammeln

Mehreren hunderttausend Irakern – vorwiegend Christen, Schiiten, Jesiden und anderen Minderheiten – ist es ähnlich ergangen wie dieser Familie. Bis heute können sie nicht in ihre Häuser zurückkehren. Sie brauchen Frieden und Schutz. Die Schweiz kann dazu beitragen. Wir wollen mit 100’000 Unterschriften an Bundesrat Didier Burkhalter appellieren, genau das zu tun. Bitte helfen Sie uns mit, diesen Menschen eine Stimme zu geben. 

Unterschriftenbögen und Flyer

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