Jahrelang gefangen und in ständiger Angst

Fast 20 Jahre lang verbrachte Adior Alnong Jel in der Sklaverei. Sie kannte kaum etwas anderes, als beschimpft und misshandelt zu wer­- den, und lebte in ständiger Angst, vom Sklavenhalter getötet zu werden. Sie ist überglücklich, dass sie durch CSI befreit wurde.

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Adiors Erinnerungen an die Entführung in den Norden des Sudans sind sehr vage. Doch die heute 28-jährige Frau weiss genau, wie schlimm sie als Sklavin von ihrem Gebieter behandelt wurde. Ihr Sklavenhalter Mohamed Ali wohnte im sudanesischen Dorf Jebel Dar. Er hatte vier Frauen und viele Kinder. Wegen ihrer dunkleren Haut wurde Adior von den Kindern ausgegrenzt, verspottet und beschimpft. «Immer wieder nannten sie mich übelriechende Sklavin. Das verletzte mich zutiefst», erinnert sich Adior.

Arbeiten bis zur Erschöpfung

Als Sklavin wurde sie täglich gezwungen, hart zu schuften. Das junge Mädchen musste das Haus reinigen und die Kleider der Grossfamilie waschen und bügeln. Vor allem aber war sie regelmässig stundenlang zu Fuss unterwegs, um Wasser für die Familie zu holen. Häufig war sie am Ende des Tages total erschöpft, weil sie auf dem Rückweg die viel zu schweren Wasserkübel tragen musste.

Kinder vom Sohn des Gebieters

Für die Schwerstarbeit, die sie verrichten musste, erfuhr Adior niemals ein Wort des Dankes. Im Gegenteil: «Mohamed schrie mich immer wieder an und schlug mich ständig ohne Grund.» Als junge Erwachsene brachte sie zwei Kinder zur Welt, deren Vater einer von Mohameds Söhnen ist. Die Grossfamilie liess es nicht zu, dass Adior jemals alleine bei ihren Kinder sein konnte. Der Vater der Kinder veranlasste jeweils, dass sie stets von jemandem aus der Familie beobachtet und kontrolliert wurde, wenn sie sich um ihre Kinder kümmern wollte.

Adior fühlte sich von der Sklavenhalter-Familie nicht nur extrem erniedrigt. «Ständig plagte mich eine fürchterliche Angst, dass Mohamed mich töten würde, falls ich nicht jeweils umgehend seine Befehle ausführen würde.» Die gedemütigte Frau wagte nicht mehr davon zu träumen, jemals ein Leben ausserhalb der Sklaverei führen zu können.

Ein Herz voller Dankbarkeit

Umso erstaunter war sie, als sie Ende Juli 2020 auf dem Markt von Jebel Dar von einem arabischen Befreier angesprochen wurde, der im Auftrag von CSI arbeitet. Zusammen mit anderen befreiten Sklaven brachte er Adior zurück in ihr Herkunftsland, den Südsudan. «Ich bin so glücklich, dass ich nun als freier Mensch in meiner Heimat leben kann. Ich danke CSI und den Menschen, die CSI unterstützen. Sie haben meine Befreiung ermöglicht.»

Reto Baliarda

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