06. Februar 2017

Körperlich missbraucht – nun endlich frei

Beim Ziegenhüten wurde Akuno Garang Guai ver­­schleppt: 14 Jahre lang musste sie als Sklavin schuften und schwere Übergriffe über sich ergehen lassen.

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Es war ein gewöhnlicher Tag in der Regenzeit, als Akuno im Wald wieder einmal die Ziegen ihrer Eltern hütete. Auf einmal hörte sie Schüsse und lautes Geschrei. Doch bevor die damals 19 Jahre junge Frau irgendeinen Entschluss fassen konnte, war sie auch schon von arabischen Milizen auf ihren Pferden umzingelt. Sie nahmen sie gefangen und beschlagnahmten auch gleich die Ziegen. «Ich war voller Angst, weil ich dachte, dass sie mich umbringen würden», erinnert sich die Südsudanesin.

Zusammen mit vielen anderen Kindern aus ihrem Dorf wurde sie von den Arabern gezwungen, mit ihnen in Richtung Norden zu marschieren. Die Verschleppung dauerte mehrere Tage. Einmal musste sie mitansehen, wie die Entführer einen Mann erschossen. Dies nur, weil er nicht schnell genug laufen konnte.

Rücksichtslose Ehefrauen und Sklavenhalter

Als sie im Norden angekommen waren, wurde Akuno versklavt und an Abut Mohammed verkauft. Dieser hatte vier Frauen und viele Kinder. Bei dieser Großfamilie erlebte Akuno eine sehr schlimme Zeit. «Alle Frauen von Mohammed beanspruchten mich und wollten, dass ich für sie arbeite. Täglich musste ich Kleider waschen, kochen und Holz suchen. Jedesmal, wenn sie mit meiner Arbeit nicht zufrieden waren, schlugen sie mich erbarmungslos mit einem Stock», berichtet sie CSI-Projektkoordinator Franco Majok. Auch wenn Akuno sich während der anstrengenden Arbeit vor Müdigkeit kaum noch halten konnte, wurde sie verprügelt.

Sklavenhalter Mohammed behandelte sie keineswegs besser. Er zwang sie, mit ihm zu schlafen. Und wenn sie in den Wald Holz sammeln ging, schlich er sich häufig an und vergewaltigte sie. «Ich war der Verzweiflung nahe, weil ich so brutal behandelt und gedemütigt wurde», so Akuno.

Doch nach 14 Jahren des Leidens geschah plötzlich etwas Unerwartetes. Es war der 17. September, als ein Sklavenbefreier auf Mohammed zuging. Akuno sah nur, wie dieser ihm etwas gab und dann auf sie zukam. «Zu meiner Überraschung sagte er mir, dass ich nun frei sei und er mich zurück in den Südsudan bringen würde.» Sie war erleichtert und konnte es kaum fassen, dass ihr sonst so rücksichtsloser Sklavenhalter sie einfach ziehen ließ.

Zusammen mit anderen befreiten Sklaven aus der Gegend machte Akuno sich auf den Weg zurück in ihre Heimat. Der arabische Befreier behandelte alle sehr gut und gab ihnen genug zu essen. Nun ist Akuno wieder im Südsudan. «Ich bin unbeschreiblich glücklich und dankbar, dass ich in meiner Heimat ein neues Leben beginnen kann.»

 

Reto Baliarda

 

 

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