21. Oktober 2013

Mohammad Hadi Bordbar – Verhaftung an Weihnachten

Weil er an der Weihnachtsfeier einer Hauskirche teilnahm, wurde Mohammad Hadi Bordbar verhaftet. Nun wurde er vom «Galgenrichter von Teheran» zu 10 Jahren Haft verurteilt.

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Es sollte eine kleine Weihnachtsfeier werden, als sich am 27.   Dezember 2012 etwa 50 Christen in einem Privathaus im Norden Teherans versammelten. Die Feier wurde plötzlich von iranischen Sicherheitsbehörden gestürmt, die das Haus durchsuchten. Alle Anwesenden wurden verhaftet und auf die Polizeistation gebracht, wo sie verhört wurden. Sie mussten ihre Kontaktdaten, Passwörter zu E-Mail-Konten, Telefonnummern und Einzelheiten über ihre Konversion zum Christentum offenlegen. Danach ließ man sie gehen – bis auf den 60-jährigen armenischen Pfarrer Vruir Avanessian und den 27-jährigen Mohammad Hadi Bordbar, die in Haft verblieben. Avanessian wurde inzwischen gegen eine hohe Kaution freigelassen, Bordbar hingegen muss weiterhin im Gefängnis bleiben. Er ist vorbestraft: 2009 wurde er in Rasht der Apostasie (Abfall vom Islam) schuldig gesprochen. Nach der Zahlung einer Strafe von umgerechnet mehr als 7000 Franken wurde er freigelassen. Als er sich wenig später mit einem kleinen Unternehmen selbstständig machen wollte, wurde ihm dies verweigert, weil er straffällig geworden war.

Vor dem «Galgenrichter»

Seit seiner neuerlichen Festnahme darf Bordbar keinen Besuch von seiner Familie empfangen. Dem jungen Christen wurde vorgeworfen, durch seine evangelistischen Aktivitäten das islamische Regime zu bekämpfen und den Zionismus zu unterstützen. Bordbar gab klar und mutig zu, dass er zum Christentum konvertiert sei und Evangelisation als seine Aufgabe betrachte. Er sagte auch aus, dass er etwa 12  000 Evangelien verteilt und sich mit Christen in der Türkei und in Armenien getroffen habe. Zudem wurden in seinem Haus etwa 6000 christliche Bücher und CDs gefunden. Auch war Bordbar für die Übersetzung und Synchronisation von fünf christlichen Filmen verantwortlich.

Am 9.  Juni 2013 wurde ihm der Prozess gemacht. Die Verhandlung führte der berüchtigte Richter Pir-Abbasi von Abteilung 26 des Revolutionsgerichtes in Teheran. Pir-Abbasi gehört gemeinsam mit seinen zwei Kollegen Abolghasem Salavati und Mohammad Moghiseh zu den drei «Galgenrichtern» von Teheran. Sie werden so genannt, weil sie dafür bekannt sind, besonders harte Strafen und häufige Todesurteile gegen politische Gefangene und Menschenrechtler zu verhängen.

Wegen der Menschenrechtsverletzungen, die auf sein Konto gehen, verhängte die EU ein Einreiseverbot gegen Pir-Abbasi. Auch die US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit (USCIRF) kritisierte seine Rücksichtslosigkeit und seine Missachtung rechtlicher Grundsätze bei der Verurteilung zahlreicher politischer Gefangener und Dissidenten. Die Mehrheit der unrechtmäßigen Urteile, die im Iran ausgesprochen werden, würden von Richter Pir-Abbasi und seinen zwei Kollegen ausgesprochen, so USCIRF.

Gegen Christen geht Pir-Abbasi besonders hart vor. Eines seiner Opfer ist auch der amerikanische Pastor Saeed Abedini. Wegen seines Engagements in einer Hauskirche verurteilte ihn Pir-Abbasi zu acht Jahren Gefängnis.

Auch Mohammad Bordbar wurde nun Opfer der drastischen Maßnahmen dieses Richters. Das Verfahren lief hinter verschlossenen Türen; nur Bordbars Anwältin Shima Ghousheh durfte zugegen sein.

Haft in Evin

Verurteilt wurde Mohammad Bordbar schließlich zu zehn Jahren Haft wegen seiner Zugehörigkeit zu einer «staatsgefährdenden Organisation» und wegen «Versammlungen mit der Absicht, Verbrechen gegen die nationale Sicherheit zu begehen». Seine Anwältin legte Berufung ein, eine endgültige Entscheidung steht noch aus. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass die Chancen, eine Aufhebung des Urteils zu erreichen, denkbar schlecht stehen.

Mohammad Bordbar befindet sich zurzeit in Trakt 350 des berüchtigten Evin-Gefängnisses im Norden Teherans, das von Zynikern «Evin-Universität» genannt wird, weil dort zahlreiche Dissidenten, Journalisten, Wissenschaftler, Menschenrechtsaktivisten und Christen ihre Haftstrafe verbüßen. Von dort aus schrieb Bordbar gemeinsam mit zwei weiteren christlichen Gefangenen, Farshid Fathi und Alireza Seyedin, einen Brief an den neu gewählten Präsidenten Hassan Rohani, der am 1.  August 2013 sein Amt antrat. «Wir hoffen, dass wir unter Ihrer Präsidentschaft nicht mehr für unseren Glauben an Jesus Christus und das Evangelium leiden müssen», schrieben sie. «Wir hoffen, dass mit Gottes Hilfe der Name des Iran wieder mit Respekt und Ehre ausgesprochen werden kann und dass die religiösen Minderheiten, insbesondere die Christen, ihre Freiheit zurückbekommen, wenn Sie diese ehrenvolle Position als Präsident einnehmen.»

Autorin: Luise Fast

Quellen: Mohabat News | Human Right Activists News Agency | American Center for Law and Justice

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