15. April 2016

Mord an Hindu-Guru: Verurteilter Christ kommt für vier Wochen frei

Der Inder Gananath Chalanseth wurde Ende März 2016 gegen Kaution für vier Wochen aus der Haft entlassen. 2013 war er mit sechs weiteren Christen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Sie alle werden beschuldigt, den Hindu-Guru Laxamanananda Saraswati getötet zu haben, obwohl sich Maoisten zum Mord bekannt haben.

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Der Mord an Laxamanananda Saraswati am 23. August 2008 hatte fatale Folgen. Er löste das beispiellose Kandhamal-Massaker aus, bei dem Hindu-Extremisten rund 100 Christen auf brutale Weise umbrachten. Etwa 6‘000 Häuser und 300 Kirchen wurden verwüstet. 56‘000 Menschen, vorwiegend Christen, mussten fliehen. Die meisten warten bis heute auf eine angemessene Entschädigung von der Regierung.

Höchst fragwürdige Verurteilungen

Die marodierenden Hindu-Extremisten gingen auf die Christen los, weil sie diese für den Mord an Saraswati verantwortlich machten. Obwohl sich kurz darauf Maoisten-Rebellen zur Tat bekannten, wurden sieben Christen beschuldigt. Bis Ende 2008 wurden Bijay Kumar Sanseth, Durjo Sunamajhi, Bhaskar Sunamajhi, Budhadeb Nayak, Munda Badamajhi, Sanatan Badamajhi und Gananath Chalanseth verhaftet. Im September 2013 wurden sie nach einem gerichtlichen Schnellverfahren zu lebenslanger Haft verurteilt. Daran änderte sich nichts, auch wenn im Juli 2015 zwei hohe Polizeibeamte vor der Gerichtskommission von Kandhamal bezeugten, dass die Anschuldigungen falsch waren.

 «Ein Schlag ins Gesicht»

Seit diesen fragwürdigen Verhaftungen setzen sich christliche Anwälte und weitere Persönlichkeiten für die Freilassung der sieben Verurteilten ein. Einer dieser mutigen Aktivisten ist der Journalist Anto Akkara, der demnächst sein fünftes Buch über diesen Aufsehen erregenden Fall publizieren wird.

In seinen Ausführungen spart Akkara nicht mit Kritik: «Es gibt keinen Beweis, dass die sieben Verurteilten auch nur im Geringsten etwas mit dem Mord zu tun haben. Der ganze Fall ist ein Schlag ins Gesicht der indischen Justiz. Warum nur sind diese unschuldigen Männer, die Analphabeten sind, überhaupt im Gefängnis?»

Zeichen der Hoffnung

Immerhin kommt nun erstmals etwas Bewegung in den Fall. Ende März 2016 wurde Gananath Chalanseth (42), einer der Verurteilten, für vier Wochen gegen Kaution freigelassen, damit er bei seiner kranken Frau Ruta sein kann. Am Tag seiner vorübergehenden Entlassung aus dem Gefängnis in Phulbani wurde Chalanseth von seiner Frau und weiteren Verwandten abgeholt. «Es geht mir gut, danke. Auch meinen sechs Kameraden geht es gut. Sie warten darauf, dass sie frei kommen», sagte Chalanseth, als er das Gefängnis verliess.

Durchbruch für die Gerechtigkeit

Tatsächlich weckt die zeitlich befristete Freilassung auf Kaution grosse Hoffnungen. Dazu Akkara: «Diese Kaution ist ein Durchbruch im Kampf für Gerechtigkeit für diese Menschen ohne Stimme. «Ich bin sehr glücklich. Nun wurde ein Präzedenzfall geschaffen.» Sobald einer auf Kaution freigekommen ist, können die anderen fragen: «Warum werden wir nicht auch auf Kaution freigelassen?»

Ein Anwalt, der eng mit CSI-Partner «Alliance Defending Freedom» zusammenarbeitet, vertritt Gananath Chalanseth im Berufungsverfahren vor dem hohen Gericht in Odisha.

Reto Baliarda

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