Seit Jahren werden Victor Bet-Tamraz und Shamiram Issavi von der iranischen Justiz verfolgt. An Weihnachten 2014 wurde Pastor Victor festgenommen und während 65 Tagen in Isolationshaft gehalten. Im Juli 2017 verurteilte ihn ein Gericht wegen angeblicher Handlungen gegen die nationale Sicherheit zu zehn Jahren Gefängnis. Ein Jahr später wurde Shamiram Issavi aus ähnlichen Gründen zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Berufung abgelehnt
Beide hatten gegen die ausgesprochenen Strafen Berufung eingelegt. Doch nachdem die gerichtlichen Anhörungen im Berufungsverfahren mehrmals verschoben wurden, erhielt Pastor Victor von seinem Anwalt am 19. Juli 2020 die niederschmetternde Nachricht, dass die Rechtsmittel gegen seine Verurteilung ausgeschöpft seien. Auch die Beschwerde seiner Frau Shamiram wurde abgelehnt.
Trotz all den staatlich orchestrierten Einschüchterungen und Schikanen hatte das Pastorenpaar alles daran gesetzt, im Iran zu bleiben. «Der Geheimdienst forderte mich viele Male auf, den Iran zu verlassen. Ich habe immer gesagt: Ich bleibe», betonte Victor Bet-Tamraz im Januar 2018 gegenüber CSI.
In fünf Tagen Haftstrafe antreten
Doch nun wurde der Druck für das Ehepaar zu gross. In einer Vorladung vom 11. August 2020 wurde Shamiram mitgeteilt, dass sie innert fünf Tagen im Gerichtshaus «Shahid Moghadas» in Teheran erscheinen müsse, um ihre Haftstrafe anzutreten. Andernfalls würde man sie festnehmen.
Um diesem Unheil zu entkommen, entschied das Ehepaar schweren Herzens, den Iran zu verlassen. Ihre Tochter Dabrina Schwan, die selbst 2010 als Glaubensverfolgte aus dem Iran floh, erklärt gegenüber «Article18», dass es ihren Eltern gut gehe und sie in Sicherheit seien. Ihren Aufenthaltsort will sie aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgeben.
Kampf für Freiheit geht weiter
Aufgeben möchten Pastor Victor und Shamiram unter keinen Umständen. Sie werden den juristischen Kampf im Ausland fortsetzen. Tochter Dabrina versichert gegenüber «Article18», dass ihre Eltern auf jeden Fall in den Iran zurückkehren werden, sollte ihre ungerechte Gefängnisstrafe widerrufen werden. «Wir hoffen und beten, dass die Verurteilungen gegen sie aufgehoben werden und dass alle inhaftierten Christen Gerechtigkeit erfahren dürfen.»
Reto Baliarda
Quelle: Art18
Anerkennung mit Einschränkungen
Victor Bet-Tamraz und Shamiram Issavi sind assyrische Christen. Die Assyrer sind im Iran anerkannt und dürfen ihren Glauben als Zweitklassebürger ausüben, solange sie unter sich bleiben und Gottesdienste im klassischen Syrisch abhalten. Pastor Victor hielt jedoch früh Predigten in der persischen Landessprache Farsi. Die Kirche wuchs rasant, weil viele Einheimische seine Predigten verstehen konnten. Das war dem iranischen Geheimdienst ein Dorn im Auge.
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