20. Dezember 2014

SOS-Ruf aus Vietnam

Nach Monaten der Schikanen, Razzien und Verhaftungen ruft die Mennoniten-Gemeinde Vietnams die internationale Gemeinschaft um Hilfe an. Protestieren Sie gegen die ungerechte Behandlung der Mennoniten in Vietnam!

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Für die Angehörigen der Mennoniten-Gemeinde im vietnamesischen Ben Cat gehören Schikanen schon lange zum Alltag. Seit Juni 2014 hat sich die Situation jedoch massiv verschlechtert.

Bis vor wenigen Jahren befand sich das Gebäude der Mennoniten-Gemeinde in der Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt. Ihr Pastor Nguyen Hong Quang ist den Behörden nicht unbekannt – schon mehrfach hatte er im Gefängnis gesessen, weil er sich für die unterdrückten religiösen Minderheiten in dem kommunistischen Staat eingesetzt hatte. Im Dezember 2010 enteigneten die städtischen Behörden das Kirchengebäude und zerstörten es. Die Mennoniten-Gemeinde verlegte ihre Gottesdienste daraufhin in die Stadt Ben Cat, etwa 30 Kilometer nördlich von Ho-Chi-Minh-Stadt. Dort richteten sie ein neues Gemeindezentrum ein, wo neben Gottesdiensten auch Sommerlager für Kinder, Bibelkurse für Pastoren und dergleichen durchgeführt wurden. Für eine Weile hielten sich die Schikanen durch die Behörden in Grenzen.

Nächtliche Razzia

Doch in der Nacht vom 9. Juni 2014 weckten Lautsprecher der Polizei die 76 Bibelschüler, die sich gerade in dem Gebäude befanden, und forderten Einlass, um eine «Routine-Durchsuchung» durchzuführen. Gleich darauf brachen Polizisten in Uniform und Zivil durch die Vordertür, stiegen von den Dächern der Nachbarhäuser herab und durchsuchten das Gebäude, «als wären sie auf der Suche nach Terroristen», erzählt ein Augenzeuge. Während der Razzia fuhren ausserdem mehrere Wagen vor, voll beladen mit Schlägern, die randalierten, Fenster zerschlugen und Türen eintraten.

Die Polizisten prügelten die Anwesenden und verletzten 20 Menschen zum Teil erheblich. Anschliessend wurden alle auf die örtliche Polizeistation gebracht, wo sie bis zum nächsten Morgen festgehalten wurden.
Am folgenden Tag wurde der Zugang zum Gemeindezentrum gesperrt. Wer passieren wollte, musste sich durchsuchen lassen, und wer das Zentrum verliess, wurde von einem Beamten verfolgt.

In der folgenden Zeit wurde das Zentrum beinahe jede Nacht von kleineren Mobs angegriffen. 52 der Bibelschüler wurden erneut vorgeladen und verhört. Sie wurden bedrängt, die Pastoren und Leiter der vietnamesischen Mennoniten-Gemeinden mit falschen Aussagen zu belasten. Einige der Gemeindemitglieder erhalten seither immer wieder Drohanrufe.

Behörden helfen nicht

Pastor Nguyen sandte ein Bittschreiben an den Minister für öffentliche Sicherheit und den nationalen Polizeichef, in dem er über die gesetzeswidrige Behandlung durch die lokalen Behörden berichtete. 58 Leiter von vietnamesischen Mennoniten-Gemeinden hatten den Brief mitunterzeichnet.

Doch die Schikanen gingen weiter. Nächtliche Angriffe durch von der Polizei angeheuerte Mobs, Razzien, Strassensperren – sogar Strom und Wasser wurden zeitweise abgestellt, um Konferenzen und Bibelkurse zu unterbinden. Als am 12. November erneut ein Mob die Gemeinde attackierte, stand die Polizei dabei und filmte den Aufruhr. Neun Gemeindemitglieder, darunter zwei Pastoren und der Sohn von Pastor Nguyen, wurden verhaftet, weil sie keine Personaldokumente vorweisen konnten – sie waren ihnen bei einer früheren Razzia durch die Polizei weggenommen worden.

Angesichts der behördlichen Willkür, der die Mennoniten-Gemeinden in Vietnam schutzlos ausgeliefert sind, haben diese sich mit einem öffentlichen Appell an internationale Hilfsorganisationen und die UNO gewendet und bitten dringend um internationale Unterstützung. 

Quellen: Morning Star News, Mennonite World Conference

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