21. Juli 2020

Sudan: Keine Strafe mehr bei Abfall vom Islam?

Die sudanesische Übergangsregierung hat Berichten zufolge Schritte unternommen, um mehr Religionsfreiheit und Grundrechte zu gewähren. Angeblich hat diese das Apostasiegesetz abgeschafft, so dass diejenigen nicht mehr bestraft werden, die dem Islam abschwören. CSI begrüsst diese Liberalisierung im Sudan. Doch es bleibt abzuwarten, wie diese neue Gesetzgebung umgesetzt wird.

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Vor 30 Jahren wurde im Sudan das islamische Scharia-Gesetz eingeführt. Nach dem Sturz des langjährigen Diktators Omar al-Baschir im April 2019 hat nun die sudanesische Übergangsregierung unter Premierminister Abdullah Hamdouk beschlossen, verschiedene Gesetze zu lockern und den Menschen im Sudan mehr Freiheit zu gewähren. Das berichtet die afrikanische Nachrichtenagentur Ecofin. Nach Angaben der Agentur verkündete der Justizminister Nasredeen Abdulbari dies im staatlichen Fernsehen.

Laut dem Bericht werden vor allem in der Religionsfreiheit erhebliche Fortschritte erzielt. So hat die Regierung beschlossen, dass das Apostasiegesetz abgeschafft wird, das bislang für den Abfall vom muslimischen Glauben die Todesstrafe forderte.  Abdulbari betonte im Staatsfernsehen: «Niemand hat das Recht, irgendeine Person oder Gruppe als ungläubig zu bezeichnen.» Eine solche Diffamierung gefährde «die Sicherheit der Gesellschaft und führt zu Rachemorden».

Ein «Fall Meriam» soll es nicht mehr geben

Die bisher geltenden Bestimmungen für Sudanesen, die sich vom Islam abgewendet hatten, sorgten letztmals im Mai 2014 für weltweite Empörung. Damals wurde die heute 34-jährige Meriam Ibrahim wegen Apostasie zum Tode verurteilt, als sie mit ihrem zweiten Kind schwanger war. Nach anhaltenden internationalen Protesten konnte sie mir ihrer Familie nach Italien ausreisen.

Im Weiteren beinhalten die Gesetzesänderungen den Beschluss, dass niemand mehr öffentlich ausgepeitscht wird. Zudem soll es Nicht-Muslimen inskünftig erlaubt sein, Alkohol zu konsumieren, zu verkaufen und zu importieren. Justizminister Abdulbari fügte jedoch als Bedingung an, dass die Legalisierung von Spirituosen für Christen und anderen Minderheitsreligionen «nicht den Frieden stört» und diese nicht in der Öffentlichkeit getrunken werde. Für Muslime bleibt der Alkoholkonsum weiterhin verboten.

Keine Genitalverstümmelungen mehr

Der Souveräne Rat des Sudan hat dem Bericht zufolge entschieden, die Genitalverstümmelung von Frauen zu verbieten und diese inskünftig mit bis zu drei Jahren Gefängnis oder einer Geldstrafe zu ahnden. Die Mädchenbeschneidung untergrabe die Würde von Frauen, liess das Justizministerium verlauten. Der Sudan war bisher von der Genitalverstümmelung stark betroffen. Gemäss einer Untersuchung der UNO aus dem Jahre 2014 wurde bei 87 Prozent aller sudanesischen Frauen zwischen 15 und 49 Jahre die Genitalverstümmelung vollzogen.

Die Rechte der Frauen im Sudan werden auch durch eine weitere Bestimmung gefördert. So wird das die Frauen bevormundende Gesetz abgeschafft, welches bisher verlangte, dass Frauen die ausdrückliche Erlaubnis einer männlichen Person benötigen, wenn sie mit ihren Kindern ins Ausland reisen wollen.

Radikale Muslime protestieren

Am 17. Juli 20 gingen radikale Muslime im Sudan auf die Strasse, um gegen die Gesetzesänderungen zu protestieren. Nachrichtenberichten zufolge nahmen Dutzende an Protesten in der Hauptstadt Khartum teil. Hingegen bezeichnen Kirchenführer und andere Christen diese Änderung als positiv. Pfarrer Yahia Abdelrahim Nalu von der Sudan Presbyterianischen Evangelischen Kirche betonte gegenüber Morning Star News: «Es ist ein guter Schritt und ich hoffe, dass mit diesen Gesetzesänderungen alles gut gehen wird.»

CSI würde auch die neuen Gesetzesbeschlüsse der sudanesischen Übergangsregierung begrüssen. «Das ist ein positiver Ansatz, um die Religionsfreiheit im Sudan zu stärken. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie die Abschaffung des Apostasiegesetzes im Sudan umgesetzt wird und wie die muslimische Gesellschaft damit umgeht, wenn sich jemand vom Islam abwendet», betont Geschäftsführer Dr. John Eibner, der dutzende Male im Sudan war und kürzlich eine Schriftenreihe über das Christentum im Sudan herausgegeben hat.

Die Broschüre «Das Christentum im Sudan» können Sie hier bestellen.

Reto Baliarda

Quellen: uscirf, un, kap, ecofin

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