23. Juli 2015

Todesstrafe gegen Asia Bibi suspendiert

Das Oberste Gericht Pakistans hat die Todesstrafe gegen die Christin Asia Bibi (50) ausgesetzt. Ihr Fall wird neu angehört. Asia Bibi war in erster und zweiter Instanz der Blasphemie für schuldig befunden und zum Tode verurteilt worden.

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Das Gericht hat am 22. Juli 2015 die Beschwerde des muslimischen Anwalts von Asia Bibi, Saiful Mulook, akzeptiert. Das Verfahren muss neu aufgerollt werden. Wie lange es nun dauert, bis die höchste Instanz ein unwiderrufliches Urteil fällt, ist unklar.
Laut Mulook gibt es im Verfahren zahlreiche rechtliche Einwände, die einen Freispruch nach sich ziehen könnten. Die Anzeige gegen Asia Bibi sei erst fünf Tage nach dem angeblichen Vorfall erfolgt. Auch seien die Zeugenaussagen nicht über alle Zweifel erhaben.

«Schritt nach vorn»

Joseph Nadeem, Leiter der «Renaissance Education Foundation», die die Prozesskosten übernommen hat und die Familie von Asia Bibi betreut, berichtet, dass die Sitzung in einem entspannten Klima verlaufen sei. Es seien weder muslimische Religionsführer noch extremistische Muslime im Saal anwesend gewesen.
Nadeem erklärt ferner: «Das war heute ein wichtiger Schritt nach vorn. Wir sind sehr zufrieden. Jetzt ist der Augenblick gekommen, gemeinsam zum Herrn zu beten, auf dass er die Herzen all derer erweiche, die in diesen Fall verwickelt sind, einschliesslich der Richter. Wir beten, dass Asia Gerechtigkeit widerfahren und sie freigelassen werde.»

Polizei musste Asia Bibi schützen

Asia Bibi wurde am 14. Juni 2009 von aufgebrachten muslimischen Landarbeiterinnen beschuldigt, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben, nachdem sie sich für ihren christlichen Glauben verteidigt hatte. Nur mit Mühe konnte sie einige Tage darauf durch die Polizei vor einem Mob geschützt werden, der sie direkt töten wollte. Im November 2010 wurde sie zum Tode verurteilt. Menschen auf der ganzen Welt – auch Papst Franziskus – setzen sich für die Freilassung von Asia Bibi ein.
Gemäss verschiedenen Berichten ging es Asia Bibi vor kurzem gesundheitlich schlecht. Sie litt an Magen- und Darmblutungen, erbrach Blut und konnte kaum noch gehen. Zudem spürte sie dauernd Schmerzen im Brustkorb und es fiel ihr schwer, zu essen. Bibis Anwälte forderten daraufhin ihre Verlegung in ein Gefängnis von Lahore, wo sie näher bei ihrer Familie sei und medizinisch besser versorgt werden könne. fi/ctp
Reto Baliarda

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