25. Oktober 2017

Tyrannei zuhause – Terror im Ausland

Saudi-Arabien präsentiert sich als Stimme für Toleranz und Verbündeter des Westens gegen den Terrorismus. Doch den wirklichen Einfluss des wahhabitischen Königreichs sieht man in Konfliktgebieten wie Syrien oder Jemen, wo das Land die Dschihadisten unterstützt. Zudem werden in kaum einer anderen Nation Religionsfreiheit und Pluralismus derart eingeschränkt.

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Diesen Sommer hat das saudische Regime in der Hauptstadt Riad anlässlich des Besuchs von US-Präsident Donald Trump das «Globale Zentrum für den Kampf gegen extremistische Ideologien» feierlich eröffnet. Zuvor hatten die Saudis in Wien das internationale Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog «King Abdullah bin Abdulaziz» eröffnet. Ebenso weihte der saudische Prinz Al-Waleed bin Talal in Washington DC ein Zentrum für die Verständigung zwischen Christen und Muslimen ein.

Realität kaschieren

Diese Zentren sind ein Versuch, sich international zu profilieren. Doch die traurige Realität sieht anders aus: Saudi-Arabien ist weltweit führend bei der Verbreitung von extremistischen Ideologien. Und Saudi-Arabien selbst ist ein Land, in dem die Ausübung sämtlicher Religionen ausser dem Islam verboten ist. «Interreligiöse Dialoge» oder auch die «Verständigung zwischen Christen und Muslimen» sind inexistent.

Gefährliche Verbreitung des Wahhabismus

Seit Jahrzehnten verwendet Saudi-Arabien seinen Ölreichtum, um weltweit seine eigene Version des Islams, den Wahhabismus, zu verbreiten. Die Unterdrückung der Frauen, aber auch der Dschihad gegen Christen und Juden sowie die Tötung von Glaubensabtrünnigen wie Schiiten oder konvertierten Christen gelten im Wahhabismus als Pflicht. Laut verschiedenen Meldungen gibt das saudische Königreich jährlich vier Milliarden Dollar aus, um den Wahhabismus im Ausland zu fördern.

Dabei werden nicht nur Hasspredigten von Saudi-Arabien finanziert: Die ehemalige US-Aussenministerin Hillary Clinton hatte 2010 in einem geheimen Telegramm saudische Spender als die «wichtigste Geldquelle für sunnitische Terroristen auf der ganzen Welt» wie al- Qaeda bezeichnet. Zwar streitet Saudi-Arabien dies ab, gesteht jedoch, dass es den islamistischen Terror in Syrien und Israel unterstütze.

Unterstützung des IS

Die Früchte des saudischen Einflusses sieht man in Syrien, im Irak oder auch im Jemen. Terrormilizen wie der IS, die von Saudi-Arabien unterstützt werden, haben in Syrien und im Irak Völkermord gegen Christen, Alewiten und Jesiden begangen. Die seit zwei Jahren andauernde Bombardierung im Jemen durch Saudi-Arabien hat schon unzählige Menschen das Leben gekostet. Terroristen, die von den Saudis unterstützt werden, haben zudem Nonnen und christliche Konvertiten massakriert. Wegen des saudischen Einflusses breitet sich die muslimische Gewalt gegen Christen von Indonesien bis Grossbritannien aus.

Unterdrückung im eigenen Land

Saudi-Arabien selbst gehört zu den am wenigsten liberalen Ländern der Welt. 2015 bot das Königreich an, in Deutschland 200 Moscheen für muslimische Flüchtlinge zu bauen, während es im eigenen Land selbst verboten ist, auch nur eine Kirche zu errichten. Die Millionen von christlichen Gastarbeitern in Saudi-Arabien riskieren, verhaftet, gefoltert oder des Landes verwiesen zu werden, wenn sie beim Gebet oder Gottesdienst erwischt werden.

Doch Christen sind nicht die einzigen Unterdrückten. Saudischen Frauen ist es nicht gestattet, sich in der Öffentlichkeit mit unbedeckten Haaren zu zeigen. Auch können sie ohne die Einwilligung eines männlichen Verwandten nicht heiraten.

Die Millionen von schiitischen Muslimen, die im Osten Saudi-Arabiens leben, sind staatlichen Diskriminierungen ausgesetzt. Erst kürzlich wurden 14 Schiiten zum Tode verurteilt, weil sie es gewagt hatten, Proteste für deren Gleichberechtigung zu organisieren. International bekannt wurde der Fall des Bloggers Raif Badawi, der wegen «Beleidigung des Islams» seit fünf Jahren inhaftiert ist. Er hatte sich öffentlich gegen die saudische Regierung geäussert. Badawi wurde ferner auf einem Platz in Riad mit 50 Hieben ausgepeitscht. Seine Strafe sieht weitere 950 Peitschenhiebe vor.

Solidarität mit den Opfern

Westliche Regierungen schauen bei diesen Problemen gerne weg. Die britische Premierministerin Theresa May möchte angeblich eine Publikation der Regierung verhindern, die sich mit der saudischen Unterstützung von Extremismus im Vereinigten Königreich befasst. Und auf seiner ersten Auslandreise als US-Präsident hatte Donald Trump dem saudischen König Salman für seine «unglaublich starke Führung» gedankt.

Doch CSI solidarisiert sich mit den Opfern der saudischen Unterdrückung, ob es sich jetzt um verfolgte Christen in Syrien oder um saudische Gefangene aus Gewissensgründen handelt. Unsere Vision ist ein Naher Osten, in dem Christen, Muslime, Jesiden oder auch Bürger aus Saudi-Arabien frei und in Sicherheit leben können. Gemeinsam wollen wir den saudischen König Salman herausfordern, jene Werte vorzuleben, die in den teuren saudischen Zentren im Ausland vertreten werden sollen.

Joel Veldkamp

Appelltext

Your Highness,

We take note of the opening of the Global Center to Combat Extremist Ideology in Riyadh. We welcome your desire to combat “extremism,” but we recognize the link between the violence of ISIS and your government’s oppression of its own people and intolerance towards non-Muslims. We call upon you to take steps to truly combat extremism:

  • Immediately release Raif Badawi, the 14 Shi’ite protestors on death row, and all other political prisoners.
  • Allow Christians in your country to worship freely.
  • End all laws that discriminate against women.
  • End support for all organizations that promote violence towards Christians, other non-Muslims and moderate Muslims.

We will continue to press our own governments on these matters.

 

Wir nehmen zur Kenntnis, dass in Riad kürzlich das «Globale Zentrum für den Kampf gegen extremistische Ideologien» eröffnet wurde. Wir begrüssen Ihre Bemühungen im Kampf gegen Extremismus. Gleichwohl sehen wir einen Zusammenhang zwischen der Gewalt der Terrormiliz IS und der Unterdrückung der eigenen Bevölkerung durch Ihre Regierung sowie die Intoleranz gegenüber Nicht-Muslimen. Wir ersuchen Sie, folgende Massnahmen zu ergreifen:

  • Die unverzügliche Freilassung von Raif Badawi, von den 14 schiitischen Demonstranten im Todestrakt sowie allen anderen politischen Gefangenen.
  • Erlauben Sie allen Christen in Ihrem Land, ihren Glauben frei auszuleben.
  • Eliminieren Sie alle Gesetze, die Frauen diskriminieren.
  • Beenden Sie die Unterstützung aller Organisationen, die die Gewalt gegen Christen, andere Nicht-Muslime und moderate Muslime fördern.

Wir werden auch weiterhin unsere eigenen Regierungen an diese Angelegenheiten erinnern.

 

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