19. März 2014

William sah 21 Landsleute sterben

Er hat Grausames gesehen und Grausames erlebt. William ist einer von inzwischen über 100?000 ehemals versklavten Südsudanesen, die CSI in den letzten 19 Jahren befreien konnte. Zurück in der Freiheit erzählt er uns von seinem Leben als Sklave.

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1989 putschte sich der Islamist Omar al-Baschir im Sudan an die Macht. Er machte den seit 1983 andauernden Bürgerkrieg zu einem Dschihad (Islamischer Heiliger Krieg), worauf die Zahl der Todesopfer auf zwei Millionen anschwoll. Unzählige wurden in die Sklaverei geführt und noch immer werden im arabischen Sudan Zehntausende festgehalten. 1995 begann CSI mit dem Rückkauf der geraubten Frauen, Männer und Kinder. Bis heute hat CSI im Sudan mehr als 100  000 Versklavte befreit. Viele wurden in der Gefangenschaft zwangsislamisiert. Stellvertretend für sie hier der Bericht von William Deng Akol Acien.

14 Dorfbewohner getötet

«Ich bin 42 Jahre alt und spreche fast nur Arabisch. In der Sklaverei im Sudan wurde ich Abdullah (arabisch: «Sklave Allahs») genannt. Jetzt bin ich diesen Namen los, für immer. Vor meiner Entführung im Jahr 1993 lebte ich im Dorf Kajik. Wie mein Vater Simon war ich Christ, getauft auf den Namen William. In meiner Jugend half ich meinem Vater auf seiner Farm, mit 20 begann ich, mit Zucker zu handeln.

An den Überfall erinnere ich mich genau: Eine große Zahl von Arabern fiel in Kajik ein, viele saßen auf Pferden und hatten Maschinengewehre. Ich sah mit eigenen Augen, wie sie 14 Dorfbewohner töteten, darunter vier Mädchen, die sich gegen ihre Vergewaltigung wehrten. Andere kamen bei Fluchtversuchen um. Wir wurden an ein Seil gefesselt und gezwungen, barfuß in den Norden zu marschieren, fast drei Wochen lang.

Mit Hunger und Durst gefügig gemacht

In der Stadt Meiram wählte mich der Araber Isaac Adam Helu zusammen mit anderen aus und nahm uns mit in sein Dorf Makharengka. Ich musste sein Vieh hüten. Khadija, eine von Adams Frauen, war freundlich zu uns. Wenn ihr Mann nicht daheim war, teilte sie ihr Essen mit mir und den sechs anderen Sklaven im Haus.

Adam jedoch war grausam. Als einmal zehn seiner Kühe verloren gingen, schnitt er mir einen Teil meines rechten Ohrs ab, fesselte mich und ließ mich so drei Tage lang ohne Nahrung am Boden liegen. Am vierten Tag gab es mit Schmutz vermischten Hirsebrei. Ich habe bis heute große Schmerzen im Rücken.

Ich wurde ständig geschlagen. Vor einer Flucht hatte ich jedoch Angst: Fluchtversuche wurden mit dem Tod bestraft. Ich musste bei sieben Sklaven zuschauen, wie ihnen die Kehle durchgeschnitten wurde. Adam drohte, dass ein Fluchtversuch das Ende auch meines Lebens wäre.

Die Kirche, sagte Adam zu mir, sei etwas für schmutzige Kuffar (Ungläubige). Ich musste Allahu Akbar (Gott ist groß) sagen und mir vor dem Beten Gesicht, Hände und Füße waschen. Erst wollte ich das nicht, aber nach zwei Tagen Hunger und Durst gab ich den Widerstand auf. In der Regenzeit musste ich auch in die Koranschule gehen, wo mir der Lehrer Aneel Badawi die arabische Schrift beibrachte.»

Wir fragten William, ob er ein Muslim geworden sei. «Nein», sagte er ohne Zögern. «Vom Islam hab ich genug. Ich danke Gott dafür, dass er Euch geschickt hat, um zu helfen. Möge er Euch die Kraft schenken, auch diejenigen nach Hause zu holen, die immer noch versklavt sind.»

Autor: Gunnar Wiebalck

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