Zwischen Angst, Resignation und Hoffnung

Als Homs, die Heimat von CSI-Partnerin Schwester Marie-Rose, von islamistischen Rebellen belagert wurde, standen die Bewohner, allen voran die Christen, Todesängste aus. Von den heute noch verbliebenen Christen fragen sich viele, ob sie in Syrien noch eine Zukunft haben. Mitten in all dem Leid bezeugt Schwester Marie-Rose ihren unerschütterlichen Glauben. Hier ihr Bericht.

Bei all dem schrecklichen Leid hat Schwester Marie-Rose ihren Glauben und ihre Liebe für alle Menschen nicht verloren. csi

Bei all dem schrecklichen Leid hat Schwester Marie-Rose ihren Glauben und ihre Liebe für alle Menschen nicht verloren. csi

Ich möchte die Ängste, Befürchtungen und Sorgen, die ich im Krieg erlebt habe, in Erinnerung rufen. Während all dieser Zeit hat mein Glaube nicht nachgelassen und meine Hoffnung ist eine offene Tür geblieben.

Ich war mit zwei anderen Schwestern in Homs, als im März 2011 die Proteste ausbrachen. Die ganze Stadt war in Angst und Schrecken versetzt. Wir verbrachten schlaflose Nächte. Besonders eine Frage liess uns nicht schlafen: «Was wird morgen passieren?» Wir wussten, dass die Rebellen jederzeit das Kloster angreifen könnten.

Jeden Tag verbreiteten die Massenmedien beunruhigende Nachrichten. Angesichts dieser Ungewissheit verliessen die meisten Christen Homs in Richtung Wadi an-Nasara («Tal der Christen»). In dieser Region war es zu jenem Zeitpunkt relativ sicher. Ich selbst harrte weiterhin in Homs aus.

Im Februar 2012 griffen die Rebellen die syrische Armee an, die sich in unserem Viertel Boustan-Aldiwan befand. Wir waren gezwungen, in das nahe gelegene St. Salvator-Kloster zu fliehen. Ich selbst flüchtete ins Tal der Christen, um vertriebenen Familien aus Homs nach Kräften zu helfen.

Nach der Rückerobrung von Homs durch die syrische Armee 2014 kehrten wir in unser Kloster zurück. Die zerstörten Häuser und Beschädigungen an unserem Gebäude waren deprimierend. Die Angst quälte uns weiterhin.

Sollen Christen bleiben?

Heute, im Jahr 2024, leben noch etwa 300’000 Christen in Syrien, während es vor diesem grausamen Krieg weit über eine Million waren. Ihre Verunsicherung ist nach wie vor gross. Sie fragen sich «Ist unser Glaube stark genug, um in diesem Land weiter zu existieren?» Dazu kommen die schlimmen Folgen der Wirtschaftssanktionen, die sich vor allem in der Energieversorgung und im Gesundheitswesen niederschlagen.

Nur die Hoffnung hilft uns, durch dieses Tunnel zu gehen und unseren Weg fortzusetzen. Viele haben diese Hoffnung verloren. Sie haben Syrien verlassen und sind in andere Länder ausgewandert.

Gott fordert uns auf, jeden zu lieben und zu dienen. Gleichwohl werden wir (von der muslimischen Mehrheit, Red.) abgelehnt und angegriffen, weil wir ihrer Meinung nach Ungläubige (Kufar) sind. Die Christen, die sich entschieden haben, in Homs zu bleiben, säen Liebe, wo Hass ist. Wir sind überzeugt, dass die Auferstehung Christi ein Licht ist, das alle Dunkelheit im Orient vertreibt.

CSI unterstützt weiterhin die Arbeit von Schwester Marie-Rose, die sich um benachteiligte Christen in der Hauptstadt Damaskus kümmert.

Schwester Marie-Rose al Barkil

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